Montag, 22.10.2012
Nachtrag.
Eine braune Hündin hat mich adoptiert. Ausgerechnet mich, die ich doch Angst vor Hunden habe.
Den ganzen Nachmittag hat sie im Vorzelt geschlafen, nachts muß sie draußen bleiben. Irgendwann sind auch wieder die Pferde da. Ob die wohl meine Zeltleinen bemerken? Aber meine Freundin paßt auf! Jedes Tier, das zu nahe kommt, wird verjagt. Schön, wenn jemand auf mich aufpaßt! Zur Belohnung gibt’s die Reste vom Frühstück.
Später streife ich noch durchs Dorf. Viel gibt es nicht zu sehen, niedrige Häuser, viel Grün drumrum. Fast in jedem Haus gibt es Fremdenzimmer, oder einen Kiosk, der wie ein kleiner Tante-Emma-Laden ist oder Kunsthandwerk. Pferde, Rinder und Hunde laufen frei herum, eine liebevoll gepflegte Plaza, und das wars.
Zurück zum Campingplatz. Ich will mein hoffentlich trockenes Zelt packen. Eine Großfamilie hat direkt am Eingang das Lager aufgeschlagen. Sie haben Familientreffen, kommen aus unterschiedlichen Teilen des Landes, sogar aus Spanien ist jemand angereist. Sie sind genauso neugierig auf mich wie ich auf sie und so werde ich zum Essen eingeladen. Bevor ich sitze, habe ich schon ein Glas Wein in der Hand, es gibt selbstgemachte Pasta. Mmmhhhh! Haben die italienischen Einwanderer mitgebracht. Sie haben wohl den ganzen Hausstand dabei. Außer der Nudelmaschine seh ich noch den Brotbackautomaten, Gläser mit eingelegten Oliven, Gläser mit selbstgemachter Marmelade. Ich muß probieren, comida tipical. Mmmmmmhhhh! Ich krieg noch einen Vortrag, warum der Weizen hier der beste ist. Ich frage nach Käse, warum es im Supermarkt Gouda gibt, wo doch hier soviele Rinder…? Heißt nur so, wird hier produziert. Und schon hab ich ne dicke Scheibe auf dem Teller liegen. Dazu Marmelade. Selbstgemachte natürlich. Dann dulce de leche. Mit Käse? Ich schmier mir eine Schicht der süßen braunen Masse auf die Käsescheibe. Und sehe ungläubiges Kopfschütteln. Dann wird mir die Scheibe aus der Hand genommen, darauf kommt ein großer Löffel dulce de leche. So ißt man in Argentinien!! Es muß ein Paradies für Zahnärzte sein sage ich. Lachen. Wir lachen viel an diesem Nachmittag, erzählen, fragen, lästern.
Lästern über das deutsche Paar, das mit einem alten Mercedes-Transporter unterwegs ist…seit…Jahren…ganze Welt…Man kann sich nicht mit ihm unterhalten, er hält Monologe. Und beschwert sich. Daß früher alles besser war…das der Campingplatz zu teuer ist (ich zahle 35 Pesos, das sind so um die 5 €), dass er überhaupt auf den Campingplatz muß…ja früher, daß die Duschen nicht funktionieren – hab ich gar nicht bemerkt- dass der Platzmanager Laub harkt…ist das typisch deutsch? Und abends kamen sie auch nicht aus dem Wagen…die Mücken!
Wir grinsen uns an, wir verstehen uns. Versehen mit nützlichen Ratschlägen und vielen guten Wünschen verabschiede ich mich.