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Pause
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Doris Offline
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Pause
Dienstag, 23.10.2012

Gegen Mittag fahre ich los. Gemütlich mit 30 – 40 km/h rollen lassen, dann bin ich Nachmittag in Mercedes, tanken Öl und Luft kontrollieren und dann noch 100 km bis Yapeyú , da gibt’s Thermalquellen. Ich bekomme noch Tipps für eine Abkürzung: bis zum… Hä??? Weißt du nicht, was das ist? Keine Ahnung. Ein Baum! Gut, Bäume, richtige Bäume sind im Sumpfgebiet eher selten. Dann noch 10 Kilometer und dann rechts ab! Den Weg find ich tatsächlich, aber lieber doch nicht.
Es läuft gut. Die Straße ist trocken, es staubt nur ein bißchen und die Schlaglöcher sind auch nicht mehr so tief. Ein paar Wasserschweine dösen am Straßenrand. Die Baustelle, ein Schild: cerrada – gesperrt! Und wo kamen die Autos her, die mir entgegen gekommen sind? Ich frag den Bauarbeiter. Nein – venga! Wie weit noch bis Mercedes? 60 Kilometer. Na prima, dann haben wir das Schotterstück bald hinter uns, die letzten 20 Kilometer sind asphaltiert. Ich rolle weiter, auch die Spurrillen an der Baustelle sind nicht mehr so heftig. Da ist viel gearbeitet worden, in den paar Tagen! Ich bin stolz auf mich! Das hab ich gut gemeistert. Dann ist eine große Pfütze auf der Straße. Viele ausgefahrene Spuren. Eine Mischung aus Sand und Matsch. Die Fuhre kommt ins schlingern, dann lieg ich auf dem Rücken neben dem Motorrad. Es dauert, bis ich aufstehen kann. Die rechte Hand schmerzt, damit krieg ich die Lilane nicht gestemmt. Es dauert nicht lange, bis jemand vorbeikommt. Hält kurz an, que pasa, und fährt zurück. Die Ambulanz holen, und die Polizei. Viele bleiben stehen, ich krieg ne Schmerztablette und freundliche Worte, sie organisieren einen Pickup, 10 kräftige Männer fassen an, ein paar Stricke…geduldig holen sie aus den Koffern was ich zu b rauchen glaube. Dann Sitz ich in einem Auto. Wir warten nicht auf die Ambulanz, wir fahren ihr entgegen. 4 Kilometer weiter sind wir auf der Asphaltstraße. Ich krieg ein Visitenkärtchen: ruf mich an, dein Motorrad kann bei mir stehen, so lange es nötig ist…ne te preocupes: mach dir keine Sorgen!

Spanischkurs:
El caigo der Sturz
La maneca das Handgelenk
La escayol der Gips

Ich krieg ein fensterloses Zweibettzimmer, das Zimmer für Privatpatienten. Mit bano privado, ohne Papier und Seife, frisch gefließt, man kann eben nicht alles haben. Auf das zweite Bett kommen meine Klamotten, voller Dreck und nach Benzin stinkend. Irgendwann, auch hier geht alles schön der Reihe nach, kommt der Arzt mit den Röntgenaufnahmen. Nicht das Gelenk, einer der beiden Knochen ist durch. Der Kollege macht mit dem iPhone Aufnahmen von den Röntgenbildern. Hoffentlich braucht er die nicht zum Einrenken! Ich krieg ne kleine Narkose und als ich wach werde, hab ich nen schicken Gips. Richtigen Gips, nicht das moderne Kunststoffzeuchs. Der Verband schließt den Ellenbogen ein. Rechtwinklig. Und wiegt einen gefühlten Zentner
Ich überlege: so 6 Wochen muß ich rechnen. Ich könnte mir einen Rucksack kaufen und mit dem Bus nach Iguazu fahren. Aber als ich merke, wie schwierig schon der Umgang mit dem Camelbak ist, verwerfe ich den Plan. Ich fahr mit dem Bus nach BsAs, ein gültiges Rückflugticket hab ich noch, und wenn alles ausgeheilt ist, komm ich wieder! Die Reise hat ja grad erst mal angefangen!

Der freundliche Pfleger schaut alle paar Minuten rein, schraubt mir das Kopfteil hoch (nix elektrisch, auch Rollen hat das Bett nicht, die Matratze hat ein Blümchenmuster und ist in Folie eingepackt) "mi reina", mi corazon! Und am nächsten Morgen ist meine Uhr weg. Ob als Andenken oder verlegt in der Hektik kann ich nicht sagen.
Dienstag, 24.10.12
Alle sind sehr um mich bemüht! Der Arzt kommt, ich kann gehen. Die nette Ärztin (?) fährt mit mir zur Polizei, da seh ich auch mein Motorrad wieder. Ein Handprotektor abgerissen, der Blinker auch. Hätte schlimmer kommen können.
Ich hol alles aus den Koffern, was ich erst mal mitnehmen möchte. Die Zeltausrüstung und die Motorradklamotten bleiben da. Ich krieg ihre Adresse, sie meine Telefon-Nummer. Dann zeigt sie mir den Supermarkt, den Busbahnhof und bringt mich zum Hotel. Der Sohn wird die Lilane zu ihrem Haus fahren. No te preocupes!

Der Bus geht morgen um 6.50


   

Danke fürs Lesen

Grüße von weit weit weg

Doris
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.11.2012 15:19 von Doris.)
26.10.2012 18:10
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Pause - Doris - 26.10.2012 18:10
RE: Pause - Doris - 29.10.2012, 20:46
RE: Pause - Doris - 12.11.2012, 12:32

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