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Mexico - District Federal
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Doris Offline
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Beitrag #1
Mexico - District Federal
Hallo Zusammen!

Der Mann am Schalter schüttelt den Kopf. Ohne Rückflug- oder Weiterflugticket darf er mich eigentlich nicht an Bord lassen. Da muß er erst seinen Chef fragen...Na das geht ja gut los! Der Chef segnet das ab und dann bin ich im Flieger. Mit entsprechend bangem Gefühl stehe ich dann in Mexico am Einreise-Schalter. Was ich in Mexico machen will? Mir das Land anschauen, dann weiter in die USA. Mit dem Motorrad??? Ihre Augen werden groß und rund. Da hätte ich Angst, meint die Beamtin und drückt mir den Stempel in den Paß. Bienvenidos - herzlich Willkommen!

Ein Hostal hatte ich übers Internet reserviert. Mit dem Taxi fahr ich dorthin. Nein, warten kann er nicht, ich hab ja eine festes Ziel gebucht... Oh, wir sind ausgebucht. Nein, eine Reservierung haben wir nicht erhalten...Na, das geht ja gut los! Und dann mache ich das, was ich auf keinen Fall wollte: Ich ziehe mit Sack und Pack durchs nächtlich Mexico City! Gut, dass ich nur das nötigste eingepackt habe! Endlich finde ich ein Hotel und falle todmüde ins Bett!

Am nächsten Tag, Sonntag, führt mich der erste Weg zum Zocalo, der zentralen Plaza von Mexico. Die Straßen rund um den Platz sind für den Verkehr gesperrt, Radfahrer und Spaziergänger tummeln sich hier. Auf der Plaza gibt es unter anderem eine Fahrrad-Übungs-Parcour - nicht nur für Kinder

   

Rund um die mächtige Kathedrale ist ein bunter Markt. Schmuck, T-Shirts, Blusen, Tücher, Taschen, Panflöten, Schnickschnack wird angeboten.

   

Dazwischen kann man eine Massage bekommen, seinen Blutdruck messen lassen. Trommelrhythmes ziehen mich an: das sind die Aztec-Dancer! Mit Feder-Kopfschmuck, Schlangenlederkostüm - oder nur im knappen Leder-Outfit, mit Schellen Arm- und Fußbändern zeigen sie eine faszinierende Vorstellung.

   

   

Aus einer Schale mit glühender Holzkohle verströmen Kräuter ihren würzigen Geruch. Dann folgt ein anderes Ritual: Die Aura wird gereinigt. Mit einem Kräuterbündel wischt der Schamane über den Kopf, die ausgebreiteten Arme, die Brust, den Rücken bis hinab zu den Füßen. Mit stillem Ernst nehmen die Menschen an dieser Prozedur teil. Touristen, aber auch viele Mexicaner, oft die Einkaufstaschen neben sich, folgen sie diesem alten Ritual im Schatten der Kathedrale. Ein Schild verkündet: es hilft gegen Kopfschmerzen, Liebeskummer, Geldmangel und schlechte Laune!

Dann gerate ich in den Sonntagsmarkt.
Es ist ein unglaubliches Angebot:
T-Shirts und Jeans aller angesagten Marken, reizende Unterwäsche, Spielwaren, Uhren, Parfüms, DVDs, Antiqitäten, Aufbaupräparate eimerweise, gleich daneben Sex-Artikel...dazwischen Essens-Stände mit Fruchtsäften und Tortillas in allen Formen: grün und flach aus Mais,
weiß aus Weizenmehl, gerollt oder in Körbchenform. Gefüllt mir Hähnchen oder Fleisch, Käse, Gemüse, aber immer mit scharfer Sauce..
Lautstark preisen die Verkäufer ihre Ware an. Um auf sich aufmerksam zu machen, muß man lauter sein als mindestens der nächste Nachbar: buen precio! compra aqui! Diez Pesos schallt es von allen Seiten. Dazu dröhnen vom nächsten Stand die besten Hits der 60er Jahre. Kaum hat man ein Lied erkannt, ertönt schon das nächste, dazwischen harte und rockige Töne und vom nächsten Stand plärren die Schlümpfe...Bald habe ich die Orientierung verloren in diesem Gewirr aus Straße, Gassen, Hinterhöfen.

Es dauert, bis ich endlich wieder die Richtung zum Zocalo finde.

Rund um die Plaza stehen die Drehorgelspieler. Sie tragen eine Art Uniform, oft schon fadenscheinig. Sie spielen genauso enthusastisch wie falsch. Die kleine Drehorgen steht auf einer einfachen Holzstütze, "Berlin" lese ich auf dem Instrument. Die Instrumente kommen aus Deutschland, erfahre ich später. Aber es fehlt das Geld, um sie reparieren zu lassen. Also wird das historische Viertel weiter mit schrägen Tönen überzogen, werden weiter Mützen bittend den Vorbeigehenden eintgegen gestreckt.

Die Mexicanerin ist modebewußt.
Figurbetont ist die Kleidung.
Erstaunlich, wo die Elastizitätsgrenze von Stretch liegt!

Dann gibt es ganze Straßenzüge mit Geschäften für Hochzeitskleider, Ballkleider oder das Outfit für den 15. Geburtstag. Und entprechende Accessoirs.

   

In der nächsten Straße sind die Herrenschneider, eine Straße nur mit Geschäften für Musikinstrumente: Gitarren, Verstärker, Drums & Percussion, Trompeten...man hat den Eindruck, jeder Mexicaner spielt mindestens ein Instrument.

Wie sich das anhört, erlebe ich am Abend auf der Plaza Garibaldi.
Hier haben die Mariachi-Bands ihren großen Auftritt.Die Musiker ziehen von Lokal zu Lokal, von Tisch zu Tisch, bis einer der Caballeros seiner Herzensdame ein Lied bezahlt. Ich sitze mittendrin, genieße diese Kakophonie der Klänge bis der einsetzende Regen die Musiker unter ein schützendes Dach treibt.

Das Essen im Restaurant kommt manchmal ein wenig fad daher. Salz suche ich vergebens auf dem Tisch. Man muß extra danach fragen, erklärt mir Ingrid, die ich im Hotel kennen lerne. Ingrid kommt seit Jahren nach Mexico, betreibt in Deutschland einen Handel mit mexicanischem Kunsthandwerk und verbindet Urlaub mit Wareneinkauf. Weil es ein großes Problem mit Übergewicht und Bluthochdruck gibt, darf in mexicanischen Restaurants kein Salz mehr auf dem Tisch stehen. Ob es da nicht wirkungsvoller wäre, dieses braune Erfrischungsgetränk zu verdammen, sinniere ich. Du kannst den Mexicanern doch nicht ihre Cola wegnehmen! Du willst ja schließlich wiedergewählt werden, erläutert Ingrid.

Danke fürs Lesen

Grüße von weit weit weg

Doris
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.10.2013 19:18 von Doris.)
02.10.2013 18:31
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