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Glückliches Wiedersehen - Doris - 09.01.2013 00:11 hallo Zusammen! Früh morgens komme ich in Mercedes an. Ich mag diese Stadt nicht. Die Touristen-Information ist eine Katastrophe. Das Taxi, das mich zum Hotel bringt, ist eine Katastrophe. Und das Hotel.... Das Hotel wirkt genauso heruntergekommen wie das Taxi. Beim ersten Bett ist der Lattenrost nur noch teilweise vorhanden, das zweite steht bedenklich nahe unter der schräg in der Wand hängenden Klimaanlage, das dritte ist ganz passabel. Das Bad ist --- vorhanden. Und meine Badelatschen sind noch beim Motorrad. Hoffentlich! [attachment=111] [attachment=113] [attachment=114] [attachment=115] Ich rufe Alicia an, die meine Sachen gehütet hat. Sie sei krank, verstehe ich, und ab 18.00 Uhr zu Hause. Ich nehm mir ein Taxi, weil 1. ich die Adresse, die aus einer Reihe von Zahlen besteht, nicht verstehe, und weil es 2. ziemlich weit außerhalb ist. Kurz nach sechs stehe ich vor ihrer Haustür. Die verschlossen ist. Na prima! Ein zweiter Anlauf am nächsten Tag. Diesmal am späten Vormittag. Und wieder ist die Tür verschlossen. Ich werd kribbelig. Ab ins Krankenhaus, wo Alicia arbeitet. Ich werd gleich wieder erkannt: Ahh, la senora con la moto! Que tal? Como es tu mano? Eine kurze SMS: Alicia ist unterwegs, wir treffen uns um 12.00 bei ihr. Der Taxifahrer lächelt. Soviel wie in den letzten beiden Tagen mit mir verdient er normalerweise wohl in einer Woche. Sie schiebt den Vorhang zur Garage zur Seite, und da, vor Alicias Auto, da steht sie!! Ich strahle, tätschel den Tank, Alicia lächelt. [attachment=116] Ihr Sohn hat das Motorrad sogar vom Dreck befreit, aber zum Laufen hätt er sie nicht gebracht. Also hat er sie zwei Block weit von der Polizei zu ihrem Haus geschoben! Leider ist er nicht zu Hause, so kann ich mich nicht bei ihm selbst bedanken. Mit klopfendem Herzen steck ich den Schlüssel ins Zündschloß, alle Lampen leuchten hell. Benzinhahn auf, Choke gezogen, ein Druck auf den Startknopf...bbbbrrrrrrummmmmmm Könnt Ihr Euch dieses Glücksgefühl vorstellen? Ein Hoch auf die Hawker! Alicia holt in der Zwischenzeit all meine Sachen. Sie hat für gut zwei Monate den Packsack mit der Campingausrüstung, Hose, Jacke, Helm, Stiefel, Regensachen, Tankrucksack, eine große Tüte voll mit Ersatzeilen für Freunde in ihrem nicht gerade üppig großen Haus aufbewahrt! Engel müssen nicht immer gelb sein! Sie lädt alles in ihr Auto, bringt mich noch zum Hotel! Der Abschied ist sehr herzlich! Die Lilane hat auch keinen großen Schaden davon getragen. Ein Blinker und ein Handprotektor sind abgerissen, das wars. Das hab ich schnell repariert. Ein Reifenhändler ist auch bald gefunden. Da steh ich am nächsten Morgen um 8.00 auf der Matte, die TKC 80 sind schnell aufgezogen. Am Nachmittag das Gepäck ordentlich zusammenpacken, und morgen kann es endlich losgehen. Die Hitze und die Schwüle sind unerträglich. Abends ziehen dunkle Wolken auf. Dann ist Weltuntergang. Es regnet, blitzt, donnert, stürmt. Dem Dach sind die Regenmassen zuviel und es tropft an mehreren Stellen durch die Decke. [attachment=112] In der Nacht haben sich blutrünstige Tiere auf mich gestürzt. Trotz reichlich Insektenspray bin fürchterlich zerstochen. Ich hoffe, dass es nur Mücken sind! Ich räum in einer Regenpause das Zimmer. Kaum hab ich die Lilane aus ihrem Unterstand bugsiert, öffnen sich wieder alle Schleusen. Die Straßen verwandeln sich in Flüsse, auf der Terrasse steht das Wasser knöchelhoch. Ich setz mich unters Dach und warte. Frösche hüpfen vorbei und ich sehe zum ersten Mal einen Kolibri – wunderschön! Ich warte eine Stunde, dann bring ich all meine Plörren wieder ins Zimmer. Morgen solls besser werden! Gauchito Gil Das Hotel ist ausgebucht und die Stadt voller Menschen. Der Tag von Gauchito Gil steht bevor. Gauchito Gil, das ist ein argentinischer Robin Hood und gleichzeitig Nationalheiliger. Seine Gedenkstätte befindet sich hier ganz in der Nähe, eine exotische Mischung aus Jahrmarkt, Andenkenverkauf, Fiesta und Denkmal. Nachdem Argentinien die Unabhängigkeit erlangt hatte, wiederholt sich die Geschichte immer wieder: Jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben und das Sagen haben: Die Befürworter der Konförderation, zu der vor allem die Großgrundbesitzer gehören gegen die Unitarier, die eine Zentralregierung in Buenos Aires wollen. Gaucho Gil kämpft auf der Seite der Konförderalisten, bis er genug hat vom Kampf Argentinier gegen Argentinier und sich davon macht. Er wird gefaßt und hingerichtet. Zuvor vollbringt er aber noch ein Wunder und rettet dem Sohn des Oberst noch das Leben. Was Legende ist und was Wahrheit – wer weiß? Ich sehe rot: rote T-Shirts, rote Kleider, rote Halstücher, rote Bänder an den Autos. Rot ist die Farbe von Gaucho Gil. Die roten Bänder hängen am Rückspiegel, am Nummernschild, am Abschepphaken. Sie sind das, was bei uns die Christopherus- Plakette ist. Und bei der Fahrweise und dem Zustand der Fahrzeuge – da braucht man wahrlich Beistand! Ein großes Spektakel steht bevor. Sogar ein Theaterstück zum Leben des Gil wird aufgeführt. Wenn man den Plakaten glauben darf, dann war Gil... Ach,Ihr wißt schon, dies gut aussehenden Argentinier... In der Stadt sieht man alte Männer. Stolz in traditioneller Gaucho-Tracht: weite Hose, breiter, silberverzierter Gürte, rotes oder blaues Hemd und Halstuch, Hut oder, weit häufiger, Kappe. Bestimmt wird es ein fantastisches Schauspiel, aber ich werde trotzdem morgen das Weite suchen. [attachment=117] [attachment=118] [attachment=119] |